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Die Freie Schule in Berlin

"Das Kind wird nicht erst ein Mensch, es ist schon einer." Janusz  Korczak

Die Freie Schule in Berlin ist eine Grundschule mit angeschlossenem Hort und befindet sich auf dem Gelände der UFA-Fabrik in Berlin Tempelhof.

Die Freie Schule in Berlin wurde 1979 gegründet und im November 1990 endgültig genehmigt. Die Gründung der Schule geht auf eine Elterninitiative zurück, in deren Zentrum die Beobachtung stand, dass Kinder lernen wollen und es aus eigenem Antrieb tun, sobald man ihnen den geeigneten Freiraum dafür bietet und Zutrauen in ihre Fähigkeiten behält.  Dass Kinder sich selbst in ihrer Entwicklung wahrnehmen und bestimmen können, war damals einer der Grundgedanken. Jede Erfahrung, die das Kind macht, sei es im kognitiven, emotionalen oder sozialen Bereich, wird als gleichwertig für die Entwicklung des Kindes betrachtet. Von einem solch erweiterten Lernbegriff ausgehend, wird folglich immer gelernt: beim Umgang mit anderen Menschen genauso wie beim Benutzen von Werkzeugen oder während des Spiels. Der Konzeptentwurf der Freien Schule basiert auf diesen Gründungsgedanken und den in den Anfangsjahren gemachten Erfahrungen.

Diese bleiben die Basis auf der wir in der Freien Schule auch heute noch arbeiten.

Zu den pädagogischen Grundlagen und der Arbeitsweise der Freien Schule

Wir gehen davon aus, dass die Kinder, wenn sie eingeschult werden, schon über einen enormen Wissensschatz verfügen. Sie sind neugierig und offen zu lernen, sich weiter zu bilden und sich zu entwickeln. Für uns Erwachsene gilt erst einmal, dies wahrzunehmen, anzuerkennen und Vertrauen in das Kind und seine Fähigkeiten und seine Entwicklung zu haben.

Die Kinder in ihrer gesamten Person zu sehen, sie ernst zu nehmen, zu respektieren und wertzuschätzen, sind grundlegende Aspekte unserer Arbeit mit ihnen. Jedes Kind ist einzigartig, individuell und jedes lernt anders. Die unterschiedlichen Temperamente, Vorlieben und Herangehensweisen an Themen und Inhalte der Kinder zu erkennen und zu erhalten, ist uns wichtig und wert diese zu bewahren. Die Kinder in ihrer Selbstbestimmung hinsichtlich ihrer eigenen Entwicklung zu fördern, gehört ebenfalls zum Selbstverständnis der Freien Schule.

Die Schule versteht sich als Ort, in dem jedes einzelne Kind sein kann, wie es ist und sich seinen Interessen und Neigungen in seinem Tempo widmen kann. Uns ist wichtig, dass die Kinder sich aufgehoben und geschätzt fühlen, um sich entfalten zu können.
Die Persönlichkeitsentwicklung sowie die Entwicklung sozialer Kompetenzen sind zentrale Schwerpunkte des täglichen Miteinanders.

Die Schulgemeinschaft, das alltägliche Miteinander, der Umgang der Kinder untereinander und mit den Erwachsenen in der Freien Schule sind recht unmittelbar und frei von geregelten Verhaltensvorgaben. Eigene Grenzen ziehen zu lernen und sie deutlich zu machen, sie eventuell zu erweitern, eigene Bedürfnisse und die der anderen in Einklang zu bringen und die Fähigkeit Konflikte austragen und lösen zu lernen, werden durch die Nähe zueinander im Schulalltag und das gemeinsame Erleben erlernt und geübt. Der Lernprozess, den Kinder und Erwachsene dabei machen, ist meist frei von allgemeingültigen Vorgaben oder Lösungsansätzen, sondern geprägt von der Unterschiedlichkeit der beteiligten Personen und vom "Raum-geben" für  beziehungszentrierte Themen.

Auftretende Konflikte, Meinungsverschiedenheiten und Streit untereinander können von den Kindern oft weitgehend eigenständig geführt und gelöst werden. Die Erwachsenen halten sich mit schlichtendem Eingreifen, eigener Meinung und Schuldzuweisungen möglichst zurück und legen das Augenmerk auf die Sichtweisen der Kontrahenten und die jeweilige Wahrnehmung des Geschehens.

Die in der Freien Schule arbeitenden Erwachsenen bieten abhängig von eigenem Schwerpunkt, ihrer Spezialisierung und ihren Interessen ein recht breites Spektrum an Wissen, Können und Beziehung an. Sie verstehen sich in erster Linie und im besten Sinne als Begleiter*innen und Impulsgeber*innen für die Kinder, was heißt, die Anliegen und Fragen der Kinder in den Mittelpunkt zu stellen und sie möglichst kompetent zu unterstützen.

Die Erwachsenen haben fast alle einen eigenen Raum, in dem sie für die Kinder da sind, um mit ihnen zu arbeiten. Insofern existiert ein Angebot, das sich aus der Sichtbarkeit dieser spezialisierten Räume, der Neigung und dem Spaß des jeweilig dort Tätigen ergibt. Die Zimmer haben dadurch unterschiedliche Funktionen, so gibt es z.B. den Raum für Gesellschaftspiele, zwei Kreativräume, die Holzwerkstatt, den Musikraum und verschiedene interdisziplinäre Lernräume, in denen Mathe, Englisch oder Deutsch gelernt wird.

Die Kinder kommen entweder spontan zu den jeweiligen Erwachsenen oder verabreden sich mit ihnen zu den von ihnen gewählten Tätigkeiten. Ob diese Verabredung dann zu einem  verlässlich regelmäßigen Treffen wird, einer sogenannten Lernverabredung, hängt vom Interesse des Kindes ab oder wird miteinander verhandelt, wenn z.B. der Erwachsene nur begrenzte Zeit zur Verfügung hat. Der Lernwunsch, das Interesse und die Motivation des Kindes bestimmen erst einmal die Dauer und Häufigkeit, mit der es einer Beschäftigung nachgeht. Die Erwachsenen sind gefordert, die Kinder in ihren Absichten und Vorstellungen anzuhören und nach Möglichkeit zu unterstützen, aber auch ihre Erfahrungen und Vorschläge einfließen zu lassen.

Der Unterricht in der Freien Schule findet meist in größeren oder kleineren Lerngruppen statt, und es gibt keine festen Unterrichtseinheiten im herkömmlichen Sinne. Ein hohes Maß an Freiwilligkeit bestimmt die Tätigkeiten der Kinder. Jedes Kind lernt auf seine eigene Art und Weise und hat die Möglichkeit seine Lernsituation weitgehend selbst zu bestimmen. So lernen manche Kinder lieber allein oder zu zweit, manche in altersgemischten, manche in altershomogenen Gruppen.

Regelmäßiger, ausführlicher Austausch der  Teammitglieder untereinander bezüglich ihrer Wahrnehmungen der Persönlichkeitsentwicklung der Kinder, Abläufe der Lernzusammenkünfte sowie in den sozialen Kontakten und Interaktionen der Kinder sind wichtig und nötig, um die Arbeit zum Wohl der Kinder zu gestalten und zu entwickeln.

An der Freien Schule gibt es keine Zensuren und keine Zeugnisse. Die damit verbundenen Erfolgs- und Misserfolgszuschreibungen und Sortierungsprozesse sowie den diesen zugrunde liegenden Leistungsgedanken lehnen wir ab. Für jedes Kind wird am Ende eines Schuljahres von den Lernbegleitern*innen, die mit ihm zu tun hatten, mündlich und schriftlich festgehalten, was und wie etwas in dem jeweiligen Schuljahr gemacht wurde, wo Potential gesehen wird und wie weitergearbeitet werden kann. Mit den Kindern wird, wenn sie das wünschen, über ihre Entwicklung und ihre Lernprozesse und Ergebnisse jederzeit gesprochen. Am Ende seiner Schulzeit an der Freien Schule erhält jedes Kind einen umfassenden Entwicklungsbericht, in dem ausführlich darauf eingegangen wird, wie sich das Kind sowohl mit seinen Interessen, als auch in seinen kognitiven Fähigkeiten und vor allem in seiner Persönlichkeit entwickelt hat.